Die kirchliche Friedenslehre ist ein auf lange Sicht angelegter Lernprozess, in dem historische Erfahrungen im Lichte des Evangeliums sowie der kirchlichen Tradition interpretiert werden. Die in diesem Zusammenhang entwickelten Einsichten und Handlungsmuster werden immer wieder überprüft. Sie werden anhand neuer Erfahrungen, wie z.B. nach dem Ende der Blockkonfrontation oder nach dem 11. September 2001, aktualisiert und vertieft. Dabei wird manche zeitbedingte Idee auf ihre angemessenen Maße zurückgeführt. Wir verstehen unsere Arbeit als einen Beitrag zu diesem Lernprozess.
Die Friedenslehre wendet die in ihr geborgenen Erfahrungen auf die nach Zeit und Ort verschiedenen, ständigem Wechsel unterliegenden Verhältnisse an. Die Friedenslehre der Kirche entsteht nicht als ein ´wissenschaftliches System´, das ein systematisch denkender Kopf ausdenkt und in einem alles umfassenden Lehrbuch niederlegt. Die Friedenslehre der Kirche erwächst geschichtlich aus dem, was das gesellschaftliche Leben an Fragen, insbesondere an Streitfragen aufwirft, und was es an Nöten und Ungerechtigkeiten erzeugt.