Übergabe des Beitrages der GKKE zur Auswertung des deutschen Einsatzes in Afghanistan
Am 30. August 2023 übergab die GKKE ihren Beitrag zur Auswertung des deutschen Einsatzes in Afghanistan offiziell an Michael Müller, MdB (Vorsitzender der Enquete-Kommission „Lehren aus Afghanistan für das künftige vernetzte Engagement Deutschlands“).
Das jähe Ende des internationalen und deutschen Einsatzes in Afghanistan am 29. Juni 2021 löste intensive Debatten über die Art und Weise dieses Einsatzes und der Zukunft solcher Einsätze aus. Viele kirchliche Akteure waren jahrzehntelang in Afghanistan engagiert und haben spezifische Erfahrungen während dieses 20jährigen Militäreinsatzes gesammelt. Diese konkreten Erfahrungen wurden von der GKKE gesammelt und durch verschiedene Expertinnen und Experten reflektiert. Das Ergebnis ist das Statement „Ehrlichkeit ist das Gebot der Stunde“, mit dem die GKKE einen Beitrag zur Aufarbeitung des Afghanistan-Einsatzes leisten will.
Bei der Übergabe betonte der katholische Vorsitzende der GKKE Prälat Dr. Karl Jüsten: „Mit diesem Text wollen wir Kirchen unseren Beitrag zur Evaluierung des Einsatzes leisten und eine kirchliche - durchaus auch selbstkritische - Perspektive in die Debatte einbringen. Denn wir waren bei diesem Einsatz keine unbeteiligten Beobachter, sondern in vielfältiger Weise in das deutsche und internationale Engagement involviert: Sei es durch die Entwicklungszusammenarbeit und Katastrophenhilfe unsere Werke, sei es durch die seelsorgliche Begleitung all der Menschen im Einsatz.“ Es brauche daher eine gemeinsame Anstrengung aller an diesem Einsatz beteiligter Organisationen, um eine offene und ehrliche Evaluation zu gewährleisten. „Dies sind wir unseren Soldatinnen und Soldaten und den kirchlichen und zivilen Mitarbeitenden schuldig, die mit hohem persönlichem Engagement und teilweise unter Einsatz ihres Lebens in Afghanistan gekämpft und gewirkt haben. Vor allem aber sind wir es den afghanischen Menschen schuldig, die unermessliches Leid erlitten haben und immer noch erleiden müssen“, hob daher die evangelische Vorsitzende der GKKE Prälatin Dr. Anne Gideon hervor.
Renke Brahms, der Vorsitzende der Fachgruppe, die das Dokument erarbeitet hat, betonte: „Zu den größten Fehlern des Afghanistan-Einsatzes gehört die mangelnde Kenntnis und Differenzierung des religiös-ethnischen Kontextes und die Gleichsetzung der Taliban mit anderen islamistischen Gruppen und dass man die Taliban nicht an der Konfliktlösung und dem Neuaufbau des Landes beteiligt hat. Daraus ist zu lernen, dass fundierte Kenntnisse der religiösen, kulturellen und geschichtlichen Hintergründe eines Landes fundamentale Voraussetzungen für das Gelingen eines Einsatzes sind.“
Die GKKE sieht einen Zusammenhang zwischen dem strategischen Scheitern des Einsatzes und der weitgehenden Unehrlichkeit gegenüber den eigenen Zielen und Mitteln.
Der Beitrag der GKKE ist auf Deutsch und auf Englisch über Webseite der GKKE (www.gkke.org) abrufbar.
Berlin, 30. August 2023
Für Rückfragen: Dr. Jörg Lüer 030/ 24 34 28 158