Wir trauern um einen hoch engagierten Priester, Seelsorger und
Mitstreiter für Gerechtigkeit und Frieden, dem die Deutsche Kommission Justitia
et Pax sehr viel verdankt. Er hat die Justitia et Pax Arbeit in der DDR unter sehr
schweren Bedingungen aufgebaut, und wirkte als deren Sekretär von 1978 bis 1991, dem
Jahr des Zusammenschlusses mit der Deutschen Kommission Justitia et Pax in Westdeutschland.
„Wir hatten dann jährlich ein Zusammentreffen mit ihm und dieser kleinen Gruppe
in Ostberlin, wozu wir mit drei oder vier Leuten aus unserer Kommission fuhren.
Es gab auch Zusammenkünfte mit ihm bei den europäischen Treffen, weil er ins
nichtdeutsche Ausland die Erlaubnis für Reisen erhalten konnte.“ So erinnert
sich Harry Neyer, langjähriger JP Brückenkopf auf der westdeutschen Seite, der
Grande noch aus seiner Zeit als Jugendseelsorger freundschaftlich verbunden
war. Den Konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der
Schöpfung hat Grande in der DDR und später im Osten unseres Landes
vorangebracht und in die Europäischen Versammlungen von Basel (1989) und Graz
(1997) wichtige Impulse gerade zum Thema Versöhnungsprozesse eingebracht. In
der Projektgruppe „Versöhnungsprozesse und Traumabearbeitung“ der JP Kommission
(1999 bis 2004) hat er wichtige Erfahrungen aus der Post DDR Zeit eingebracht.
Von 1992 bis 1995 war Grande neben vielen anderen Aufgaben auch zuständig
gewesen für die Aufarbeitung und Überprüfung eventueller Kontakte von Priestern
und Laien zum Ministerium für Staatsicherheit zunächst im Bistum und dann für
die ganze Region Ost der Deutschen Bischofskonferenz.
In einem Bericht aus dem Jahre 1988 für die Europäische Konferenz Justitia et Pax schrieb Grande sehr behutsam: „Die Möglichkeiten, in die Öffentlichkeit hinein zu wirken, sind durch die besonderen Verhältnisse in unserem Land und die dadurch bedingte kirchenpolitische Konzeption der Berliner Bischofskonferenz sehr eingeschränkt. Wichtigste Aufgabe ist deshalb für uns, Hilfen zur Bewusstseinsbildung zum Thema Frieden in die Gemeindearbeit zu geben“. Aufschlussreich, dass sich diese Passage dann in einem Vermerk des Staatssicherheitsdienstes (siehe Dokument 34, in: Dem Frieden eine Chance, Heft 97, vgl. unten) wiederfindet.
„Umso mehr ist ein ehrliches und herzliches Wort des Dankes zu richten an Prälat Grande. Er hat mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern unter widrigsten Verhältnissen die Botschaft vom Frieden und der Gerechtigkeit in die Gemeinden der katholischen Kirche in der DDR gegeben, und zur Botschaft entsprechende Arbeitshilfen und Materialien.“, so schrieb 2003 der damalige Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax und Bischof, heute Kardinal, Dr. Reinhard Marx in seinem Vorwort zur Publikation „Dem Frieden eine Chance“ von Dieter Grande, (Schriftenreihe Gerechtigkeit und Frieden 97). Dieser höchst aufschlussreiche Bericht über die Arbeit von Justitia et Pax in der DDR gibt auch Einblicke, wie es war „Im Fangarm der Krake“ zu wirken, u.a. durch Abschriften von einschlägigen Dokumenten der Staatssicherheit im Anhang.
Publikation: Dem Frieden eine Chance
Seinen Arbeiten
zu Erinnerung und Versöhnung fühlt sich Justitia et Pax bis heute verpflichtet.
Publikation: Ohne Erinnerung keine Versöhnung
Wir
werden in seinem Sinne weiterarbeiten. Gott vergelte ihm allen hochherzigen und
weitblickenden Einsatz für das Reich Gottes, ein kostbares Zeugnis für das
Wirken des Geistes auch in unserer Zeit.
Eine Würdigung
des Diözesanadministrators Dresden-Meißen findet sich unter: http://www.bistum-dresden-meissen.de/aktuelles/praelat-grande-verstorben.html