10.10.2024
„Ist das UNO oder kann das weg? – Ist eine am Weltgemeinwohl orientierte Zu-sammenarbeit am Ende doch nur eine Illusion?“ – eine Diskussion mit der Schriftstellerin Nora Bossong, Botschafter Dr. Christoph Heusgen, Karin Kortmann (DGVN) und Prof. Dr. Thomas Risse (FU Berlin)
Ist das UNO oder kann das weg? – Ist eine am Weltgemeinwohl orientierte Zusammenarbeit am Ende doch nur eine Illusion?
Die Deutsche Kommission Justitia et Pax lädt herzlich zum Lichtenberg Gespräch 2025 ein
Zeit: Mittwoch, der 05. November 2025, 19:00-21:00 Uhr
Ort: Katholischen Akademie in Berlin (Hannoversche Str. 5b, 10115 Berlin) und als Livestream
Informationen zur Anmeldung: siehe unten
Spätestens seit dem Pontifikat von Benedikt XV. gehört das Bemühen um eine regelbasierte internationale Ordnung zu den Grundlagen kirchlicher Friedenspraxis. Entsprechend haben die Päpste den Völkerbund sowie die UNO immer verlässlich unterstützt.
Der Respekt gegenüber der Menschenwürde und den Menschenrechten, Gerechtigkeit, die Achtung völkerrechtlicher Verpflichtungen und ein besserer Lebensstandard in größerer Freiheit gehören ebenso zur Charta der Vereinten Nationen wie auch zur Katholischen Kirche.
Diese Vision einer Weltgemeinschaft, die das Gemeinwohl und die Würde eines jeden Menschen ins Zentrum des Handelns der Gemeinschaft der Völker stellt, wie in der Präambel der UN entfaltet, ist ungeachtet mancher Erfolge bisher keine Wirklichkeit geworden.
Im Gegenteil: Von Beginn an unter Druck und nie befriedigend verwirklicht, wird die Grundidee einer am Weltgemeinwohl orientierten Zusammenarbeit aller mittlerweile zunehmend in Frage gestellt bzw. offen angegriffen. Autoritäre Kräfte wie die Regierungen Russlands, Chinas und neuerdings auch der Vereinigten Staaten kokettieren mit der Vorstellung einer neuen Weltordnung, in der sich Großmächte die Welt in Einflusszonen aufteilen. Die Rückkehr zur alten und historisch verhängnisvollen „Politik der Großen Mächte“ nimmt in beunruhigender Weise Gestalt an.
Wirtschaftlich arme Länder, Minderheiten und andere benachteiligte Gruppen trifft dies besonders hart. Die klassischen Strukturen der multilateralen Zusammenarbeit stehen massiv unter Druck. Die Idee des Weltgemeinwohl droht zur Floskel zu werden. Es scheint offen zu sein, ob die alten Strukturen der multilateralen Zusammenarbeit wiederbelebt werden können und ob es nicht vielleicht neue Allianzen und Formate braucht.
Was bedeuten diese Entwicklungen für die Auseinandersetzung mit internationalen Herausforderungen wie z.B. für den Kampf gegen die Folgen des Klimawandels? Wie ist die Schwäche der am Weltgemeinwohl orientierten Zusammenarbeit zu erklären? Welche Fehler wurden in der Vergangenheit gemacht und wie kann am Weltgemeinwohl orientierte Zusammenarbeit unter den neuen, erschwerten Bedingungen gelingen?
Podium:
· Nora Bossong, Schriftstellerin
· Botschafter Dr. Christoph Heusgen, Ständiger Vertreter der Bundesrepublik Deutschland bei den Vereinten Nationen 2017-2021 und Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz 2022-2025
· Parl. Staatssekretärin a.D. Karin Kortmann, Stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen
· Prof. Dr. Thomas Risse, Seniorprofessor am Exzellenz-Cluster „Contestations of the Liberal Script (SCRIPTS), Freie Universität Berlin
Moderation:
· Dr. Jörg Lüer, Geschäftsführer der Deutschen Kommission Justitia et Pax
Informationen zur Anmeldung:
Präsenzteilnahme:
Bitte senden Sie Ihre Anmeldung bis spätestens zum 1. November 2025 an information@katholische-akademie-berlin.de und teilen Sie uns bitte auch die
Namen und Kontaktdaten etwaiger Begleitpersonen mit.
Teilnahme per Livestream: Die Veranstaltung kann auch über einen Livestream mitverfolgt werden, der unter folgendem Link erreichbar ist: https://youtube.com/live/0v8Df2vxZag?feature=share
Über das Lichtenberg Gespräch
Die Deutsche Kommission Justitia et Pax und die Katholische Akademie Berlin veranstalten jährlich am 5. November, dem Gedenktag des Seligen Bernhard Lichtenberg eine Abendveranstaltung zu einem menschenrechtlichen Thema.
Bernhard Lichtenberg war zur Zeit des Nationalsozialismus Domprobst in Berlin. Als solcher leitete er ab 1938 das „Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin", das vielen Katholikinnen und Katholiken jüdischer Abstammung bei der Emigration aus Nazi-Deutschland half. Lichtenberg protestierte gegen die Verbrechen des Nazi-Regimes auch öffentlich lautstark und setzte sich für den Frieden ein. Aufgrund seines Widerstandes wurde Lichtenberg schließlich verhaftet und verstarb, während er in das KZ Dachau deportiert werden sollte. Vor seiner Verhaftung 1941 betete Lichtenberg täglich öffentlich auf seiner Kanzel in der St.-Hedwig-Kirche für die Opfer des NS-Regimes, insbesondere auch für seine jüdischen Mitbürgerinnen und -bürger.
Lichtenbergs außerordentlicher Einsatz für die Menschenwürde und den Frieden dienen uns auch heute noch als Vorbild. An seinem Gedenktag wollen wir daher aktuellen menschenrechtlichen Problematiken Aufmerksamkeit verschaffen und Lösungsansätze diskutieren.
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