Allianzen für menschenwürdige Arbeit eingehen
Am 9.01.04 trafen sich der Vorsitzende der Deutschen Kommission
Justitia et Pax, Bischof Reinhard Marx, und der
Bundesvorstandsvorsitzende des DGB, Michael Sommer, in Trier. Dabei
stand die Frage im Mittelpunkt, wie die Aufmerksamkeit der
Öffentlichkeit auf jene Arbeiterinnen und Arbeiter gelenkt werden kann,
die vor allem in Entwicklungsländern, aber nicht nur dort, im
sogenannten informellen Sektor von grundlegenden Arbeitsnormen und auch
von Rechtssicherheit ausgeschlossen sind.
Zentral für die wirksame Beachtung der Menschenwürde dieser Menschen
wird es sein, das war die einhellige Einschätzung, ob auch für sie das
Recht der Organisationsfreiheit wirksam durchgesetzt werden kann und
politisch akzeptiert wird.
Seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts nimmt der Anteil der
Arbeitenden in Nicht- registrierten und Nicht-vertraglich abgesicherten
Verhältnissen weltweit dramatisch zu. In vielen Ländern Asiens und
Afrikas beträgt die Anzahl der überwiegend weiblichen informell
Arbeitenden zwischen 50 und 80% der Gesamtbeschäftigung. Aber auch in
den mittel- und osteuropäischen, sowie den Ländern der EU kann man ein
Ansteigen der Arbeiterschaft in ungeregelten Verhältnissen feststellen.
Diese Menschen, die oft in extremer Armut und sozialer Unsicherheit
leben, finden kaum Gehör für ihre Belange und können das Recht auf
Organisationsfreiheit, eines von der Internationalen Arbeitsorganisation
(ILO) festgelegten 'Grundlegenden Prinzipien für das Recht auf
menschenwürdige Arbeit', nicht in Anspruch nehmen.
Angesichts dieser weltweiten Entwicklungen beschlossen die Dt.
Kommission Justitia et Pax, in der Einrichtungen, Verbände und
Bischofskonferenz für Entwicklung, Menschenrechte und Frieden
zusammenwirken, und der Deutsche Gewerkschaftsbund, auch hier in
Deutschland Allianzen einzugehen, um die Kernarbeitsnormen zum Recht auf
Vereinigung und kollektiver Verhandlung für Menschen in der informellen
Wirtschaft durch zu setzen. Dies ist als Beitrag zu der Erreichung der
Millenniumsziele zu verstehen, den Anteil der Armen in der Welt bis zum
Jahr 2015 zu halbieren.
Die beiden Vorsitzenden verständigten sich auf die Durchführung einer
Fachtagung zum Thema 'Organisieren - nicht resignieren. Das Recht auf
Vereinigungsfreiheit für die informelle Wirtschaft', die am 18. und 19.
März 2004 in Berlin unter Beteiligung internationaler Expertinnen und
Experten stattfinden wird.