Nicht wegsehen! Bischof Dr. Reinhard Marx zur aktuellen Lage in Darfur

Trotz der sich verschärfenden Situation in Darfur nimmt die öffentliche Aufmerksamkeit für diese Region immer weiter ab. Vor dem Hintergrund von ca. 2 Millionen Flüchtlingen, fortgesetzten und eskalierenden Kämpfen sowie dem Umstand, dass der UN-Beauftragte zur Prävention von Völkermord, Juan Mendez, letzte Woche von völkermordähnlichen Zuständen in Darfur berichtet hat, darf dies nicht hingenommen werden.  

Es ist noch nicht lange her, dass der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kofi Annan, am 07. April 2004 aus Anlass des 10. Jahrestages des Beginns des Genozids in Ruanda die Verpflichtung unterstrichen hat, dass die Welt nicht noch ein mal tatenlos einem Völkermord zusehen darf. Kofi Annan erwähnte bereits zu diesem Zeitpunkt ausdrücklich die Situation in Darfur. Angesichts der gegenwärtigen Lage stellt sich die Frage, was die Internationale Gemeinschaft aus dem Völkermord in Ruanda gelernt hat und wie viel ihre Beteuerungen wirklich wert sind.  

Der Weltsicherheitsrat ist aufgrund der energiepolitischen Interessen Chinas und Russlands im Sudan blockiert. Dabei ist es längst Zeit zum Handeln. So wie die Dinge liegen, ist die derzeitige Peace-Keeping Mission der Afrikanischen Union allerdings zu schwach, um einen umfassenden Schutz der Menschen in Darfur zu gewährleisten. Aber auch mit diesen schwachen Kräften ließe sich noch Wertvolles tun. Es wird in der nächsten Zeit vor allem darauf ankommen, die Flüchtlingslager zu schützen und somit Schutzzonen zu schaffen, in denen die Menschen reale Überlebenschancen haben. Dies erfordert auch den Schutz der Hilfstransporte. Es gilt heute zu verhindern, dass aus Millionen Flüchtlingen Millionen Tote werden. Darüber hinaus gilt es dafür Sorge zu tragen, dass die Menschen in Darfur bald wieder Aussicht auf Frieden und Sicherheit haben können. In diesem Zusammenhang begrüßen wir, dass der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag sich der Vorgänge in Darfur annimmt.  

Doch kann dies nicht darüber hinweg täuschen, dass die Welt gerade wieder ein mal dabei ist, sich von dem Elend, der Not und der Verfolgung eines Volkes abzuwenden. Wir sind uns bewusst, dass es keine einfachen Lösungen für die komplexe Problematik gibt. Die Verhältnisse einfach auf sich beruhen zu lassen, ist aber überhaupt keine Lösung.  

Die politisch Verantwortlichen in unserem Land, der Europäischen Union sowie dem Weltsicherheitsrat sind daher gefordert, ihre Bemühungen zur Lösung der Darfur-Frage deutlich und schnell zu verstärken. Es gilt diejenigen zu ermutigen, die sich in Politik und Gesellschaft seit langer Zeit für die Bevölkerung in Darfur einsetzen, in ihrem Tun nicht nachzulassen und weiter beharrlich auf eine Lösung des Konflikts zu drängen. 

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