Mensch muss im Mittelpunkt der Globalisierung stehen

Justitia et Pax Bischof Dr. Ackermann zu "Caritas in veritate"

In einer krisenhaften Zeit, in der viele Kommentare resümieren, dass es so nicht weitergehen kann und einen neuen Bedarf an Ethik konstatieren, lenke die Enzyklika „Caritas in veritate“ (CiV) den Scheinwerfer auf „die Liebe in der Wahrheit“, die „der hauptsächliche Antrieb für die wirkliche Entwicklung eines jeden Menschen und der gesamten Menschheit“ sei. Darin sieht Bischof Dr. Ackermann, der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax einen mutigen Ansatz, der die vorherrschende Sichtweise gegen den Strich bürste und herausfordere. „Nur mit der vom Licht der Vernunft und des Glaubens erleuchteten Liebe ist es möglich, Entwicklungsziele zu erreichen, die einen menschlicheren und vermenschlichenderen Wert besitzen“ (CiV9). Angesichts der enormen wirtschaftlichen Dynamik der Globalisierung fordere die Enzyklika den Menschen in seiner persönlichen Verantwortung und Berufung für sich, die Anderen und die gesamte Menschheitsfamilie heraus. Orientierungsmaßstäbe dabei seien „die Gerechtigkeit und das Gemeinwohl der Menschheitsfamilie“. Papst Benedikt greife das in Populorum Progressio (1967) grundgelegte umfassende Verständnis von menschlicher Entwicklung auf und betone , dass außer dem wirtschaftlichen Wachstum die Entfaltung des Menschen in sozialer und kultureller Hinsicht zur Geltung gebracht werden müsse. Gegen eine ökonomistische Verkürzung von Entwicklung mache die Enzyklika die transzendentale Natur des Menschen stark. Die transzendente Dimension, die „Öffnung für das Leben“ und die Liebe Gottes, aus der alles hervorgehe, werde in ihrer zentralen Bedeutung für den Erfolg menschlicher Entwicklung hervorgehoben.  

Die Globalisierung habe Rahmenbedingungen für Entwicklung verändert, beschreibt CiV: Die „Explosion der weltweiten wechselseitigen Abhängigkeiten“ verschärfe alte Probleme wie z.B. den Zugang zu Wasser oder Nahrung, bringe aber auch neue Herausforderungen mit sich wie Arbeitsmobilität , Bedrohung sozialer Schutz- und Fürsorgeeinrichtungen sowie der Interessenvertretung der Arbeitnehmer durch Standortwettbewerb. Dabei spricht Papst Benedikt Änderungsbedarf sowohl im Norden wie im Süden an , wie z.B. „Korruption und Illegalität im Verhalten wirtschaftlicher und politischer Vertreter der alten und neuen reichen Länder ebenso wie in den armen Ländern selbst“ (CiV22).  

Die Globalisierung wird analysiert in ihren Auswirkungen auf den Wettbewerb , den damit zusammenhängenden Druck auf die Beschäftigung , den Deregulierung und Abbau von Sozialer Sicherung mit sich bringt. Der Zusammenhang von Arbeit und Armut, von menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und Ausgrenzung durch Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung wird dargelegt und in diesem Kontext die Arbeit der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) bezüglich der Umsetzung der Rechte und der Würde bei der Arbeit hervorgehoben. Gleichzeitig wird die Verantwortung von Gewerkschaftsorganisationen unterstrichen, sich den neuen Herausforderungen zu stellen und auf die Menschen in informellen, prekären Arbeitsverhältnissen zuzugehen (CiV63 und 64). Dies bestärkt uns in den Vorhaben der Deutschen Kommission Justitia et Pax zur menschenwürdigen Arbeit, in denen wir mit Gewerkschaften und der ILO kooperieren, so Bischof Dr. Ackermann.  

Die Nahrungsmittelkrise werde in der Enzyklika als weiteres Problem der Unsicherheit für die menschliche Entwicklung beschrieben und außer einer Förderung ländlicher Entwicklung ein „gerechter und ausgeglichener Welthandel im Agrarbereich“ (CiV 58) gefordert. Justitia et Pax habe zusammen mit Katholischem Landvolk und -jugend Agrarhandel als Testfall für gerechte Welthandelsbedingungen aufgegriffen und ausführliche Vorschläge zur Umsetzung des Rechts auf Nahrung erarbeitet.  

Da die Enzyklika die Bedeutung der Religion unterstreicht, sei es konsequent, dass sie die Verweigerung des Rechtes auf Religionsfreiheit kritisiert, sowohl durch religiösen Fanatismus als auch durch die Förderung religiöser Indifferenz oder des praktischen Atheismus (CiV 55/56). „Im Laizismus und im Fundamentalismus verliere man die Möglichkeit eines fruchtbaren Dialogs und einer gewinnbringenden Zusammenarbeit zwischen Vernunft und religiösem Glauben“, betont die Enzyklika.  

Schließlich wird angesichts der zunehmenden weltweiten wechselseitigen Abhängigkeit und der weltweiten Rezession einmal mehr vom Vatikan eine echte „politische Weltautorität“ gefordert, in der auch „den ärmeren Nationen eine wirksame Stimme in den gemeinschaftlichen Entscheidungen“ (CiV67) zukomme. „Eine übergeordnete Stufe internationaler Ordnung von subsidiärer Art für die Steuerung der Globalisierung“ müsse endlich verwirklicht werden und „eine der moralischen Ordnung entsprechende Sozialordnung, jene Verbindung zwischen moralischem und sozialem Bereich, zwischen Politik und wirtschaftlichem und zivilem Bereich, die schon in den Statuten der Vereinten Nationen dargelegt wurde“ (CiV67).  

Damit beziehe die Enzyklika ihren dringlichen Appell an die ethische Verantwortung des Menschen auch auf die notwendige politische und soziale Ordnung der Menschheitsfamilie, die aus einer gestärkten moralischen und ethischen Verantwortung erwachsen könne und solle. „Eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Enzyklika lohnt sich, um das Programm einer Globalisierung , die den Menschen in den Mittelpunkt stellt, als gemeinsame Aufgabe von Politik , Wirtschaft , Zivilgesellschaft und Kirchen anzugehen - in einer weiterführenden Perspektive und vielleicht auch mit neuem Schwung“, so Bischof Dr. Ackermann und zitiert: „Globalisierung ist a priori weder gut noch schlecht. Sie wird das sein, was die Menschen aus ihr machen“ (CiV42).  

Verantwortlich:   
Gertrud Casel, Geschäftsführerin, Tel: 0228-103-303

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